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Lipödem Münster: Behandlung und Operation

Lipödem Münster

Die Behandlung des Lipödems gehört bereits seit der Gründung der Aasee-Park-Clinic 2009 zu unseren Schwerpunkten. Daher verfügen wir über die nötige Expertise und die Möglich­keiten, das Lipödem erfolgreich zu behandeln. Im Folgenden haben wir für Sie die häufigsten und interessan­testen Fragen zum Lipödem aufgelistet.

Ursachen und Entstehung

Was ist das Lipödem?

Das Lipödem ist eine chronisch progrediente Erkrankung des Unter­haut­fett­gewebes, die mit Schmerzen einhergeht. Sie zeichnet sich durch eine Vermehrung des Unter­haut­fett­gewebes an Beinen und Armen aus. Der Befall ist symmetrisch und führt häufig zu einer Dis­pro­portionalität zwischen dem Körper­stamm und den Extremitäten (Arme/Beine). Neben einem Schwere­gefühl in den betroffenen Extremitäten besteht oftmals eine Neigung zu Hämatomen und Ödemen, die im Tages­verlauf zunehmen können. Die Ursachen für die Entstehung des Lipödems sind leider bisher weitest­gehend unbekannt. Dabei handelt es sich jedoch um eine Erkrankung, die in Deutschland etwa 11 Prozent aller Frauen betreffen soll. (1, 2)

Wann wurde das Lipödem erstmal beschrieben, woher kommt der Name?

Das Lipödem wurde schon 1940 erstmals von Allen und Hines als eigen­ständige Erkrankung des Fett­gewebes beschrieben (3). Sie gelten auch als die Namens­geber für das Lipödem. Dabei ist es allerdings wichtig zu wissen, dass ein Ödem per Definition eine Flüssig­keits­einlagerung im Gewebe ist. Da nicht alle Lipödem­patientinnen auch unter einem Ödem leiden, kann der Name etwas irre­führend sein. Nichts­destotrotz hat sich das Lipödem als Name etabliert und wird gemeinhin von allen für dieses Krankheits­bild benutzt.

Was wissen wir über die Ursachen des Lipödems?

Unser Wissen zur Patho­physiologie des Lipödems basiert nur auf wenigen wissen­schaft­lichen Arbeiten, weswegen wir die genauen Ursachen für die Entstehung des Lipödems noch nicht kennen. Es gibt aber einige Hypothesen, insbesondere für die Symptom­entstehung beim Lipödem, die wir hier gerne kurz vorstellen würden.

Wenn man sich das erkrankte Unter­haut­fett­gewebe von Lipödem­patientinnen unterm Mikroskop anschaut, dann erkennt man oftmals eine Vermehrung (Hyperplasie) und eine Vergrößerung (Hypertrophie) der Fett­zellen (1, 4). Das ist an sich noch keine Besonderheit, da man solche Veränderungen auch bei adipösen Menschen ohne Lipödem sehen kann. Allerdings zeigt sich beim Lipödem zusätzlich zu den vergrößerten Fett­zellen noch eine abnorme Verdickung des dazwischen­liegenden Binde­gewebes (Inter­stitium), was am ehesten die Folge einer chronischen Entzündung sein soll. In diesem verdickten Inter­stitium kann eine vermehrte Flüssig­keits­einlagerung fest­gestellt werden, die letzt­endlich auch zu einem erhöhten hydro­statischen Druck im Gewebe führt. Hypo­thetisch soll nun dieser erhöhte Druck den Abfluss der Lymphe über die Lymph­bahnen beeinträchtigen und somit ein Ödem herbeiführen, was sich vor allem nach längerem Stehen entwickelt.

Differential­diagnosen und Symptome

Woher kommen die Schmerzen beim Lipödem?

Wir wissen von anderen Erkrankungen mit ausgeprägten Ödemen in den Beinen (kardiale Ödeme, primäre Lymph­ödeme), dass die Ödeme in der Regel keine relevanten Schmerzen verursachen. Deswegen ist es nicht nach­zuvoll­ziehen, warum nun die Ödeme beim Lipödem die Ursache für die ausgeprägten Schmerzen sein sollen. Die Ursachen für die Schmerzen und auch für die Neigung zu blauen Flecken könnten allerdings in einem entzündlichen Prozess liegen (5, 6). 2019 wurde hierzu in der renommierten Fach­zeit­schrift Journal of Obesity ein interessanter Artikel veröffentlicht, der die Hypothese unterstützt, dass ein entzündlicher Prozess für die Lipödem­beschwerden verantwortlich ist (7). Dabei konnten in fein­geweblichen Unter­suchungen in dem Fett­gewebe von Lipödem­patientinnen vermehrt abgestorbene Fett­zellen (Fett­gewebs­nekrosen), Entzündungs­zellen (sog. Makrophagen) und abnorme Veränderungen der kleinen Gefäße fest­gestellt werden. Die chronische Entzündungs­reaktion soll hierbei zu einer Verdickung des Interstitiums und zu einer Reizung der Nerven­fasern führen, was die Schmerzen erklären kann. Die Neigung zu blauen Flecken (Hämatomen) ist wiederum auf die erhöhte Verletzlichkeit (Fragilität) der Gefäße zurück­zuführen. Des Weiteren wiesen die veränderten Gefäße eine erhöhte Durch­lässig­keit für Flüssig­keiten auf, was ebenfalls den Anstieg des Gewebs­druckes erklären kann. Letzt­endlich handelt es ich hierbei aber nur um Hypothesen, die wissen­schaftlich noch nicht endgültig bewiesen sind.

Sind alle Betroffenen mit einem Lipödem adipös?

Nein, das Lipödem ist eine eigen­ständige Erkrankung, welche auch schlanke Personen betreffen kann. Aber wir wissen, dass das Lipödem sehr häufig mit einer Adipositas einhergeht. Eine Unter­suchung der renommierten Földi-Klinik zeigte, dass von 2300 behandelten Lipödem­patientinnen etwa 88 Prozent adipös waren, also einen BMI > 30kg/m² hatten (8). Leider wissen wir auch, dass die Adipositas als Erkrankung ebenfalls chronisch progredient verläuft.

Gibt es eine familiäre Veranlagung für das Lipödem?

Ja, bei etwa 60 Prozent aller Betroffenen besteht eine familiäre Häufung für das Lipödem (9, 10). Bestimmte Gene konnten allerdings bisher nicht ausfindig gemacht werden können (11).

Geht ein Lipödem immer mit einem Lymph­ödem einher?

Nicht selten werden das Lipödem und das Lymph­ödem miteinander verwechselt. Beim Lymph­ödem steht jedoch eine Störung der Lymph­abfluss­wege im Vorder­grund, die zu einem (oftmals asymmetrischen) Anschwellen der betroffenen Extremität führt. Dabei sind auch die Hände und die Füße betroffen, die beim Lipödem meistens ausgespart sind (12). Die Ödeme können in den frühen Stadien des Lymph­ödems weg­gedrückt werden. Mögliche Ursachen für ein Lymph­ödem sind zum Beispiel Infektionen (Lymph­angitis), Verletzungen oder Operationen (Lymph­knoten­entfernungen). Allerdings kann es auch beim fort­geschrittenen Lipödem zu Lymph­abfluss­störungen kommen, die zu einem weg­drück­baren Lymphödem führen können. Man geht hierbei davon aus, dass die chronische Entzündung beim Lipödem im Verlauf auch die Lymph­abfluss­wege im Unterhaut­fett­gewebe in Mitleidenschaft zieht (7, 13).

Was ist eine Lipo­hyper­trophie?

Eine Lipo­hyper­trophie ist eine Vermehrung des Unterhaut­fett­gewebes, die genau wie das Lipödem auch zu einer dis­proportionalen Umfang­vermehrung an den Armen und Beinen führen kann. Im Gegensatz zum Lipödem bestehen allerdings keine Druck­schmerzen. Nichts­desto­trotz kann auch eine ausgeprägte Lipo­hyper­trophie an den Beinen zu einer pro­gredienten Einschränkung der Mobilität und der Beweglich­keit führen, die durch eine Lipo­suktion verbessert werden können.

Lip­ödem Lipo­hyper­trophie Lymph­ödem
Druck­schmerz ja nein nein
Fett­vermehrung ja ja variabel
Ödem variabel nein ja
Symme­trischer Befall ja ja selten
Hämatom­neigung ja selten nein

Warum wissen wir so wenig über das Lipödem?

Obwohl das Lipödem bereits 1940 von Allen und Hines als Erkrankung erstmals beschrieben wurde, wissen wir heute erstaunlich wenig über das Lipödem (3). Es gibt kaum wissen­schaftliche Daten über die Ursachen und die möglichen Behandlungen des Lipödems. Das mag ver­wunder­lich sein, ins­besondere wenn man bedenkt, dass über 11 Prozent aller Frauen in Deutschland betroffen sein sollen (1). Tatsächlich kann man es nur schwer erklären, warum das Lipödem über so viele Jahrzehnte nicht als Erkrankung wahr­genommen wurde. Erst 2017 wurde das Lipödem in Deutschland als eigen­ständige Krankheit in die Liste der ICD-10 auf­genommen. Aber genau hier könnte eine der Gründe liegen, warum wir noch so wenig über das Lipödem wissen. Denn solange das Lipödem nicht als „echte“ Krankheit anerkannt wurde, wurde auch die Forschung zum Lipödem nur unzureichend finanziert. Somit fehlten bisher die nötigen, öffent­lichen Förder­mittel für die Erforschung des Lipödems.

Stadien und Befallsmuster

Welche Stadien gibt es beim Lipödem?

Das Lipödem wird aktuell in frei Stadien eingeteilt (10, 14). Manchmal wird auch ein viertes Stadium mitaufgeführt, was dann ein kombiniertes Lipödem mit Lymphödem beschreiben soll.

Stadium Klinischer Befund
I
  • gleichmäßig verdicktes subkutanes Fett­gewebe (Unter­haut­fett­gewebe)
  • glatte Haut­oberfläche
II
  • verdicktes subkutanes Fett­gewebe mit knotigen Strukturen
  • unebene, wellenartige Haut­oberfläche
III
  • verdicktes subkutanes Fett­gewebe mit dicken Knoten und groß­flächigeren Verhärtungen (Fibrose)
  • ausgeprägte Umfangs­vermehrung mit über­hängenden Haut-Fett­gewebs­anteilen (Wammen­bildung)

Welche Symptome bzw. Diagnose­kriterien gibt es für das Lipödem?

Die ersten Diagnose­kriterien für das Lipödem wurden bereits 1951 von Allen, Hines und Wold beschrieben (3). 2012 sind neue Kriterien durch Karen Herbst dazu­gekommen (15):

  • disproportionale Fett­gewebs­vermehrung an Beinen und ggf. Armen
  • beidseitige, symmetrische Manifestation mit keinem oder nur geringem Befall der Füße oder Hände
  • Druck­schmerzen
  • Schwere- und Spannungs­gefühl
  • Muffbildung im Bereich der Gelenk­regionen
  • Neigung zu blauen Flecken
  • fast ausschließlich weibliche Betroffene
  • kaum eindrückbare Ödeme (Wasser­einlagerungen)
  • nur geringer Rückgang der Fett­vermehrung durch Diät oder Gewichts­reduktion
  • verstärkte Schwell­neigung in den warmen Sommer­monaten
  • negatives Stemmer Zeichen
  • Hypothermie der Haut („Haut fühlt sich kühl an“)
  • Teleangiektasien (Vergrößerung kleinster Gefäße)
  • verstärkte Schwell­neigung in den warmen Sommer­monaten

Welche Befalls­muster bzw. Typen des Lipödems sind bekannt?

Bei der Stadien­einteilung des Lipödems stehen die Beschaffenheit des Unterhaut­fett­gewebes (Subkutis) und der Haut im Vorder­grund. Bei der Klassifizierung des Lipödems steht das Augenmerk auf die befallenen Körper­regionen. Es gibt hierbei zwei verschiedene Klassifizierungen des Lipödems nach Typen (1, 16):

Typ 1 Das Lipödem zeigt sich am Gesäß und den Hüften (Reiterhosen).
Typ 2 Das Lipödem erstreckt sich von den Hüften bis zu den Knien (vor allem Knie­innen­seiten).
Typ 3 Das Lipödem reicht von den Hüften bis zu den Knöcheln.
Typ 4 Es zeigt sich zusätzlich ein Befall der Arme.
Typ 5 Das Lipödem beschränkt sich nur auf die Unter­schenkel.
Ganz­bein­typ Ganz­arm­typ
Ober­schenkel­typ Ober­arm­typ
Unter­schenkel­typ Unter­arm­typ (sehr selten)

Literatur:

  1. Buck DW, 2nd, Herbst KL. Lipedema: A Relatively Common Disease with Extremely Common Misconceptions. Plast Reconstr Surg Glob Open. 2016;4(9):e1043.
  2. Foldi M. Foldi's textbook of lymphology for physicians and lymphedema therapists. Maryland Heights, MO: Mosby Elsevier. 2006.
  3. Wold LE, Hines EA, Jr., Allen EV. Lipedema of the legs; a syndrome characterized by fat legs and edema. Ann Intern Med. 1951;34(5):1243-50.
  4. Suga H, Araki J, Aoi N, Kato H, Higashino T, Yoshimura K. Adipose tissue remodeling in lipedema: adipocyte death and concurrent regeneration. J Cutan Pathol. 2009;36(12):1293-8.
  5. Szél E, Kemény L, Groma G, Szolnoky G. Pathophysiological dilemmas of lipedema. Med Hypotheses. 2014;83(5):599-606.
  6. Allen M, Schwartz M, Herbst KL. Interstitial Fluid in Lipedema and Control Skin. Womens Health Rep (New Rochelle). 2020;1(1):480-7.
  7. Al-Ghadban S, Cromer W, Allen M, Ussery C, Badowski M, Harris D, et al. Dilated Blood and Lymphatic Microvessels, Angiogenesis, Increased Macrophages, and Adipocyte Hypertrophy in Lipedema Thigh Skin and Fat Tissue. J Obes. 2019;2019:8747461.
  8. Bertsch T, Erbacher G. Lipödem – Mythen und Fakten Teil 1. Phlebologie. 2018;47(02):84-92.
  9. Reich-Schupke S, Schmeller W, Brauer WJ, Cornely ME, Faerber G, Ludwig M, et al. S1 guidelines: Lipedema. J Dtsch Dermatol Ges. 2017;15(7):758-67.
  10. Kruppa P, Georgiou I, Biermann N, Prantl L, Klein-Weigel P, Ghods M. Lipedema-Pathogenesis, Diagnosis, and Treatment Options. Dtsch Arztebl Int. 2020;117(22-23):396-403.
  11. Paolacci S, Precone V, Acquaviva F, Chiurazzi P, Fulcheri E, Pinelli M, et al. Genetics of lipedema: new perspectives on genetic research and molecular diagnoses. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2019;23(13):5581-94.
  12. Rudkin GH, Miller TA. Lipedema: a clinical entity distinct from lymphedema. Plast Reconstr Surg. 1994;94(6):841-7; discussion 8-9.
  13. Yoon JA, Shin YB, Shin MJ, Yun RY, Kim KY, Song YS, et al. An Assessment of the Relationship Between Abdominal Obesity and the Severity of Upper Extremity Lymphedema. Lymphat Res Biol. 2018;16(5):458-63.
  14. Meier-Vollrath I, Schmeller W. [Lipoedema--current status, new perspectives]. J Dtsch Dermatol Ges. 2004;2(3):181-6.
  15. Herbst KL. Rare adipose disorders (RADs) masquerading as obesity. Acta Pharmacol Sin. 2012;33(2):155-72.
  16. Herpertz U. [Lipedema]. Z Lymphol. 1995;19(1):1-11.