Behandlung des Lipödems
Bei der Behandlung des Lipödems muss zwischen konservativen und operativen Behandlungsmöglichkeiten unterschieden werden.
Welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es beim Lipödem?
Die konservative Therapie umfasst beim Lipödem vor allem die manuelle Lymphdrainage und die Kompressionstherapie. Die manuelle Lymphdrainage zielt hierbei auf eine Entstauung des Gewebes ab und fördert den Lymphabfluss durch bestimmte Griff- bzw. Massagetechniken. Bei der Kompressionstherapie soll durch das Tragen von flachgestrickter, maßangefertigter Kompressionswäsche eine Reduktion der Schmerzen und der Schwellungen (Ödeme) erreicht werden. Dabei soll die Kompressionswäsche auch bei sportlicher Betätigung konsequent getragen werden, damit ein optimaler Effekt eintritt. Aus unserer Erfahrung ist die Kombination aus sportlicher Betätigung und das Tragen von Kompressionswäsche allerdings oftmals mit Problemen verbunden, da die Reibungen nicht selten zu Hautreizungen führen oder die Bewegungen für viele Betroffene einfach zu schmerzhaft sind. Nichtsdestotrotz stellt Kompressionstherapie eine wichtige Säule in der konservativen Behandlung des Lipödems dar. Neben der Lymphdrainage und der Kompressionstherapie spielt bei zusätzlich adipösen Patienten auch die Ernährungsberatung eine wichtige Rolle. Nach gesicherter Diagnose eines Lipödems durch den Hausarzt oder anderen mitbehandelnden Fachrichtungen (Hautärzte, Gefäßchirurgen, Plastische Chirurgen, etc.) werden die Kosten für die konservative Therapie von den Krankenkassen übernommen.
Wann sollte eine Liposuktion beim Lipödem erwogen werden?
Die Liposuktion sollte zur Behandlung des Lipödems in Betracht gezogen werden, wenn die konservativen Maßnahmen zu keiner ausreichenden Beschwerdelinderung führen oder sich die Erkrankung fortschreitend verschlechtert. Bei der Liposuktion beim Lipödem erfolgt dabei eine Absaugung des Unterhautfettgewebes mithilfe spezieller Kanülen. Wichtig ist es hierbei vor allem, dass die Lymphbahnen geschont und nicht verletzt werden. Daher sollte ihr Verlauf dem Operateur bekannt sein und es müssen bestimmte lymphbahnschonende Techniken angewendet werden (kein sogenanntes „criss-cross“). Die Vibrations-assistierten und die Wasserstrahl-assistierenden Techniken haben sich hierbei als besonders schonend erwiesen (1, 17).
Lindert die Liposuktion beim Lipödem die Beschwerden? Wie nachhaltig ist die Beschwerdelinderung?
Nach unserer mehr als 30-jährigen Erfahrung führt die Liposuktion bei den allermeisten Patienten zu einer erheblichen Beschwerdelinderung. Diese Beobachtung wird mittlerweile durch eine große Anzahl von retrospektiven Studien unterstützt (1, 18-26). In einer 2021 veröffentlichten Studien aus den USA wurden 148 Patientinnen mit Lipödemen unterschiedlicher Stadien drei Monate nach erfolgter Liposuktion hinsichtlich ihres Befindens abgefragt und die Ergebnisse analysiert (21). Dabei gaben 84 Prozent der Patientinnen in den speziellen Fragebögen an, dass sich ihre Lebensqualität spürbar verbessert hatte, und 86 Prozent hatten durch die Liposuktion eine deutliche Schmerzreduktion erfahren. Die Ergebnisse der Studie zeigen zwar, dass das Lipödem zwar nicht geheilt werden kann, aber dafür die Beschwerden deutlich gelindert werden können. Was die Nachhaltigkeit der Liposuktion angeht, konnte eine deutsche Studie aus Lübeck bei 60 Patientinnen auch 12 Jahre nach Liposuktion einen schmerzreduzierenden Effekt nachweisen (25). Dieser Langzeiteffekt der Liposuktion stimmt auch mit unseren Beobachtungen überein.
Warum reichen die Ergebnisse der bisherigen Studien nicht, damit die Krankenkassen die Kosten für die Liposuktion übernehmen?
Der positive Einfluss der Liposuktion auf das Lipödem wurde bisher in sogenannten retrospektiven Studien gezeigt. Dabei handelt es sich kurz gefasst um Studien, die einige Zeit nach der erfolgten Behandlung die Patienten nach ihrem Befinden fragen und die Ergebnisse zusammenfassen. Die Ergebnisse dieser Studien reichen allerdings nicht, damit eine Behandlung durch die Krankenkassen generell gerechtfertigt werden kann. Dafür braucht es zumindest einer großen prospektiven, vergleichenden Erprobungsstudie, in der die konservative Therapie mit der Liposuktion verglichen wird. Diese Studie („LIPLEG“, Registriernummer NCT04272827) ist 2021 angelaufen und die Ergebnisse werden in einigen Jahren erwartet (27).
Welche Liposuktionstechnik ist bei der Behandlung des Lipödems besser geeignet? Die Vibrations-assistierte Technik oder die Wasserstrahl-assistierte Technik?
Dr. Lüerßen und Prof. Dr. Harati haben in ihrer Laufbahn beide Techniken über mehrere Jahre erfolgreich beim Lipödem eingesetzt und kennen somit alle Vor- und Nachteile beider Techniken. Zusammenfassend kann man sagen, dass in erfahrenen Händen mithilfe beider Techniken größere Fettmengen sicher und schonend abgesaugt werden können. Die Wasserstrahl-assistierte Technik (water-jet-assisted liposuction, WAL) hat hierbei den Vorteil, dass sie schneller als die Vibrations-assistierte Technik (power-assisted liposuction; PAL) ist und somit OP-Zeit und auch Kosten reduziert werden können. Aufgrund der integrierten Wasserdüsen sind die WAL-Kanülen allerdings dicker als die PAL-Kanülen, weswegen feinere Konturarbeiten (z. B. am Knie und den Knöcheln) erschwert werden. In der Aasee-Park-Clinic in Münster wenden wir vor allem die Vibrations-assistierte Technik an. Bei allen Lipödemstadien haben wir hier sehr gute Erfahrungen mit der SAFE-Liposuktion machen können, da hier eine sehr gute Konturierung der Arme und Beine möglich ist.
Was sind die Vorteile der SAFE-Liposuktion beim Lipödem?
Vor allem bei Patientinnen mit Lipödem Stadium I und II kann die SAFE-Liposuktion helfen, ein ästhetisches und natürlich geformtes Ergebnis zu erzielen. Zwar steht immer die Beschwerdelinderung im Vordergrund, aber eine adäquate Therapie und Ästhetik lassen sich sehr gut vereinbaren, solange man die grundliegenden Techniken der Plastisch-Ästhetischen Chirurgie beherrscht und auch richtig einsetzt. Aus unserer Erfahrung wird dem Bedürfnis der meisten Lipödempatientinnen nach einer ästhetisch ansprechenden Kontur der Arme und Beine nicht genügend Aufmerksamkeit entgegengebracht. Oftmals wird die Liposuktion auf das reine Absaugen von erkranktem Fettgewebe „reduziert“ und den Patientinnen wird erklärt, dass ein ästhetisches Ergebnis aufgrund des Lipödems per se nicht möglich sei. Diese Meinung teilen wir nicht, da vor allem in frühen Stadien des Lipödems und bei noch guter Retraktionsfähigkeit der Haut auch hier ästhetisch ansprechende Ergebnisse erzielt werden können. Als ausgebildete und erfahrene Plastische Chirurgen beherrschen wir sämtliche Techniken des Bodycontouring und implementieren diese, wie die SAFE-Liposuktion, auch in unsere Lipödembehandlung.
Was kann man bei zusätzlich erschlaffter Haut machen?
Das hängt von der Lokalisation und der Ausprägung des Hautüberschusses ab. Bei starker Ausprägung müssen sogenannte Straffungsoperationen zum Einsatz kommen. Bei kleinerem Hautüberschuss oder delliger Haut kann auch eine Straffung mittels Laser (biolitiec) in Erwägung gezogen werden. Hierbei wird unmittelbar nach der Vibrations-assistierten Liposuktion eine Lichtleitfaser über die bestehenden Einstiche unter die Haut gebracht. Durch eine kontrollierte und punktgenaue Emission von Laserenergie wird das Bindegewebe der Unterhaut zur Neubildung von Kollagenfasern angeregt, was zu einem Straffungseffekt führt. Da hier thermische Energie bzw. Hitze erzeugt wird, gilt hier besondere Vorsicht, um keine Verbrennungen zu erzeugen. Allerdings ist der Laser unter den „hitzeerzeugenden“ Geräten aus unserer Sicht das am besten zu kontrollierende Gerät.
Muss die Liposuktion beim Lipödem in Vollnarkose erfolgen?
Das hängt davon ab, welche Areale behandelt werden und wie umfangreich die Liposuktion sein wird. Beim Lipödem an den Beinen muss in der Regel viel Fettgewebe abgesaugt werden und da das Fett auch aus den tiefen Fettschichten entfernt werden muss, kann die Muskelhaut (Faszie), die sehr schmerzempfindlich ist, während der Liposuktion gereizt werden. Daher wird bei der Liposuktion des Lipödems an den Beinen meistens eine Vollnarkose empfohlen. Allerdings ist in manchen Fällen auch eine Operation unter Dämmerschlaf, also ohne Vollnarkose, möglich. Natürlich spielen bei der Wahl der Anästhesie auch andere Faktoren, wie z. B. die medizinische Vorgeschichte und eventuelle Vorerkrankungen, eine Rolle. In einem persönlichen Beratungsgespräch können wir Ihnen genau mitteilen, welche Methode bei Ihnen zum Einsatz kommt.
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